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James Noël

Was für ein Wunder

James Noël legt einen Erstlingsroman vor, in dem die Erde und die Körper beben. Beißend und verstörend. Sophie Pujas, Le Point
Was für ein Wunder, selten hat ein Roman seinen Titel so zu Recht getragen. Kerenn Elkaim, Livres Hebdo
"Was für ein Wunder" zeigt sich in jedem Wort als Insistieren auf Poesie, Liebe und Selbstbehauptung. (...) James Noël hat einen Battle von Mensch gegen Erde, Bevölkerung gegen Hilfsorganisationen geschrieben und legt es jeder Zeile darauf an, den Katastrophen und der Berichterstattung darüber die eigene Stimme entgegenzusetzen. Rike Boltes umsichtiger (...) Übersetzung ist es zu verdanken, dass Noëls sprachgewaltiges (...) Ringen (...) auch in deutscher Sprache (...) nachhaltig beeindruckend auftritt. Heike Geißler, Jury Internationaler Literaturpreis, Haus der Kulturen der Welt, Berlin
Zehn Jahre nach dem Erdbeben liest sich James Noëls Roman wie eine tiefenpsychologische Reflektion, eine mal spielerisch-poetische, mal zynische Aufarbeitung der Traumatisierung. (...) Fliegend wechselt er das Genre zwischen Protokoll, Bewusstseinsstrom, Gedicht und lyrischer Prosa, Zeit- und Bedeutungsebenen fließen in einem lyrischen Roman ineinander. Cornelius Wüllenkemper, DLF
In seinen Naturbildern spannt der Dichter Belebtes und Unbelebtes, Alltägliches mit philosophischer Reflexion, Tiefsinn und Unsinn zusammen, sodass ein funkelndes Kaleidoskop entsteht. Hinter seinen Worten und Wörtern gehen Türen auf. Nichts ist statisch, alles bewegt sich. Eva Schäfers, taz

Inhalt

Port-au-Prince, 12. Januar 2010, Tag des verheerenden Erdbebens in Haiti. Ein Überlebender, der sich Bernard nennt, begegnet Amore, einer Neapolitanerin, die für eine NGO arbeitet. Liebe auf den ersten Blick. Um dem Chaos der zerstörten Stadt zu entkommen und um Bernard zu helfen, schlägt Amore ihm eine Reise nach Rom vor. Ein poetischer Roman voll bissigem Humor über Liebe, Sex, Verwirrung und die absurden Seiten der internationalen Hilfe in einer rhythmischen, magisch-kreativen Sprache.

Autorenportrait

James Noël, geboren 1978 in Hinche, Haiti, wurde durch das kreolische Gedicht Bon nouvèl, ins Französische übertragen von Georges Castera und vertont von Wooly Saint-Louis Jean, praktisch über Nacht berühmt. Dank Gedichtbänden wie Poèmes à couble tranchant (2005), Le sang visible du vitrier (2009) oder Le Pyroname adolescent (2013) gehört er heute zu den wichtigsten haitianischen Gegenwartslyrikern. Im Januar 2018 schrieb er einen vielbeachteten offenen Brief an Donald Trump, nachdem dieser mehrere Länder, darunter Haiti, als “shithole countries” bezeichnet hatte. Im selben Jahr erschien bei Litradukt unter dem Titel Die größte der Raubkatzen/Le plus grand des félins eine Auswahl seiner Gedicht in einer zweisprachigen Ausgabe.  Was für ein Wunder ist James Noëls erster Roman.

Leseprobe

NOTE G: GRUND

Schmetter… Schmetter… Schmetter… Schmetterling … Keine Stadt überwindet so schnell den eigenen Schwindel und schwingt sich so schwerelos in die Luft, das schwöre ich dir, so wahr ich Bernard heiße. Schmetter… Schmetter… Schmetter… Schmetterling … sieh bloß diese Geschichte, sie entwischt dir doch mit einem einzigen Flügelschlag. Ich werde sie dir trotzdem erzählen. Frei von der Leber weg, Herz auf dem Tisch. Auch wenn ich auf dem Schirm habe, dass sich alles ganz anders hätte abspielen sollen.  Schließlich bist du der Schmetterling, schwebst hoch über den Bäumen. Als Schmetterling kannst du den Berg sehen, der hinter dem nächsten Berg verborgen liegt, und hinter dem Berg die anderen Berge. Papa Loko*, du bist deiner Pflicht nicht nachgekommen; weder als Schutzgeist der Orte, noch als Beschützer des Geisterglaubens, noch der Augen, die den Feind bereits heranrücken sehen, wenn er sich noch auf der anderen Seite des Bergs befindet, und den Menschen ankündigen, dass gleich ein Unheil an die Giebel klopft. Heute krieche ich ganz vorsichtig aus meinem Haus. Wie die Stadt, die versucht, die gestrichelte Spur des Lebens in den Blick zu nehmen. Ich gebe dir keineswegs die Schuld, betränge dich keinesfalls, aber unsere Toten, unsere Gewissensknoten, die bleiben angesichts deiner Irrläufe wirklich unverziehen, du Schusselinsekt.

*Voodoo-Geist

Doch was rede ich da … Du hättest mit nur einem Flügelschlag herkommen und uns alles erzählen sollen, ich hätte mir meinen kurzbeinigen Stuhl geschnappt und wäre ganz Ohr gewesen. Das Schlimmste hat uns unser Bestes genommen, unsere Dichtung liegt anstbeladen unter Coriolan**-Flügeln, und die verhindern jedes Fliegen. Bloß Schwere, ja eine Bleiweste ist uns geblieben. Der Vater des Unheils, hat die Stadt in  eine Hauptstadt des Schmerzes verwandelt. Schmetter… Schmetter… Schmetter… Schmetterling … Betäubende Stille liegt über deinem Geisterleben, Sägezahnstille, Ungesagtes, eine Leerstelle in der Geschichte. Schmettter… Schmetter… Schmetter… Schmetterling … Die ganze Stadt weiß, dass du nichts von alledem geahnt hast. Unsere Welt ist angeschlagen, und du, Schmetterling, bist mit einem einzigen Flügelschlag auf und davon, hast dich verschanzt, dich schnurstracks in schwarze Löcher geschossen, was weiß ich wohin. Kein Mensch mehr ist dazu verdammt, sich von dieser Geschichte etwas vorgaukeln zu lassen.

**Anspielung auf den haitianischen Dichter Coriolan Ardouin (1812-1835)

 

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